Musica Sacra 2001/04 Juli /August

Brückenbauer zwischen Tradition und Zeitgenossenschaft
ACV-Präsident Msgr. Prof. Dr. Wolfgang Bretschneider wird 60 Jahre alt

Es ist nicht leicht, Wolfgang Bretschneider zur würdigen, denn er geht allen Laudationes aus dem Wege. Eine seiner prägnantesten Eigenschaften ist die Bescheidenheit, mit der er seine Person immer hinter die Sache stellt - und die Sache, das ist die Kirchenmusik, die Liturgie, die "ecclesia semper reformanda", die Zeitgenossenschaft des Glaubens und seiner Bezeugungsgestalt. Allen Huldigungen weiß er sich gekonnt zu entziehen - notfalls mit dem ironischen Hinweis, dass er für eine vorzeitige Heilig- oder Seligsprechung nicht zur Verfügung stünde. Natürlich ist "60" heutzutage kein Alter mehr (oder besser: noch keines!), aber dass man die Zahl "60" mit Wolfgang Bretschneider nicht so recht in Verbindung bringen kann, liegt vor allem an seiner frischen Aufgeschlossenheit, ja geradezu jugendlichen Neugier der Zeit und dem jeweils Neuen gegenüber. Dabei ist er kein unkritischer Zeitgeistgenosse: "Prüfet alles, das Gute behaltet" - das ist sein Motto, immer wieder neu!


Msgr. Prof. Dr. Wolfgang Bretschneider feiert im August 2001 seinen 60. Geburtstag. Foto: Schafgans

Wolfgang Bretschneider wurde am 7. August 1941 in Dortmund geboren. Nach seinen Studien der Philosophie, Theologie, Musikwissenschaft und Pädagogik wurde er aufgrund einer hymnologischen Arbeit über das Kirchenlied der Aufklärungszeit in Musikwissenschaft promoviert. Es folgten Orgelstudien bei Franz Lehrndorfer, Jean Langlais und Guy Bovet. Im Jahr 1967 empfing er durch Joseph Kardinal Höffner die Priesterweihe und arbeitete von 1967 bis 1969 als Kaplan am Quirinus-Münster in Neuss. 1969 trat er die Stelle eines Repetenten im Studienkolleg Albertinum an. Seit 1997 ist er Subsidiar am Bonner Münster.

Im Rahmen der Kirchenmusikausbildung an den Musikhochschulen Düsseldorf (seit 1987) und Köln (seit 1994) vertritt Bretschneider die Fächer Liturgik und Kirchenmusikgeschichte. Zugleich lehrt er im Pastoralseminar in Köln (auch hier die Fächer Liturgik und Kirchenmusik).

Seit 1989 ist Wolfgang Bretschneider Präsident des Allgemeinen Cäcilienverbandes für Deutschland. Am Beginn seiner Amtszeit stand eine bedeutende Reform des ACV, die in eine neue Verfassung und eine gleichberechtigte Partnerschaft zwischen dem deutschen, dem österreichischen und dem schweizerischen Verband mündete. Durch viele fachliche und thematische Weichenstellungen der letzten Jahre hat Wolfgang Bretschneider den ACV zukunftsfähig gemacht - wovon insbesondere die Themen der letzten Jahresversammlungen ein deutliches Zeugnis ablegen. Vor allem auch seine Mitarbeit in wichtigen Gremien (wie der Liturgie- und der Musikkommission der Deutschen Bischofskonferenz, dem Zentralkomitee der Deutschen Katholiken oder der Europäischen Kirchenmusikkonferenz CEDAME) ist die Kirchenmusik im kirchlichen Bereich Deutschlands und auch international zu einem wichtigen und stets als zuverlässig berechenbaren Faktor geworden - in Zeiten zurückgehender Finanzen und wichtiger struktureller Grundsatzentscheidungen, die auch die Rahmenbedingungen der Kirchenmusik betreffen, ein nicht hoch genug einzuschätzendes Gut!

Im Rahmen der diesjährigen ACV-Generalversammlung werden Kompetentere unseren Präsidenten zu würdigen wissen - seitens der Zeitschrift "Musica sacra" und sicherlich im Namen aller Leserinnen und Leser soll an dieser Stelle die allerherzlichste Gratulation mit dem innigen Dank für alles Geleistete verbunden sein - und mit dem Wunsch, dass Gesundheit, Humor, Freude, Kraft und viel (Heiliger) Geist auch weiterhin die Wegbegleiter von Wolfgang Bretschneider sein mögen.

sk
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